RL Nordost, 10. Spieltag: VFC Plauen vs. Babelsberg 03 2:2 (1:0)

 

Nulldrei FM    Vorbericht

Rostbrätel und drei Punkte nur auf Vorbestellung

Eine Fahrt nach Plauen sollte die Generalprobe für zukünftige Bürotage werden, war ich doch wegen eines vereiterten Steißbeins sechs Wochen krankgeschrieben und hatte in dieser Zeit eher Steher- und Liegerqualitäten bewiesen. Nun also sitzen…direkt neben meinem lieben Freund Thoralf im kleinen Bus des kleinen Dribbelkönigs vom  kleinen Fanclub Stehplatz ermäßigt. Nach 50 Zentimetern  Fahrstrecke war der erste Verlust zu vermelden: ein unbekannter Handtelefondealer aus Babelsberg hatte bei seiner anscheinend ersten Auswärtsfahrt die glorreiche Idee, Weißbier und ein adäquates Glas mitzunehmen: Tür auf, Beutel abgestellt, Tür zu, Anfahrt, Glasbruch. Ohne weitere Scherben ging es noch vor dem Fanbus auf die A9, stand doch ein Besuch eines Restaurants auf dem Wunschzettel des Fahrers ganz oben. Thüringen ist bekannt für seine exzellente Küche: Klöße, Rostbrätel, Mutzbraten – das Wasser lief mir im Mund zusammen, als wir nach Schleiz abbogen und die knarrende Tür des Lokals „Drei Schwäne“ öffneten. Herzlich Willkommen im Jahr 1986! Im ersten Augenblick vermutete ich ein Museumslokal, aber nein, das dort war alles ernst gemeint. Ernst schaute auch der Wirt des Etablissements, der mit sechs Gästen nicht gerechnet hatte. Normalerweise würde man sonntags nur mit Vorbestellung servieren, die Rouladen seien aus, auch Rostbrätel seien nicht mehr da und nur mit etwas Glück noch Entenbrust. Als drei weitere Babelsberger die Kneipe betraten, wurde es noch leerer im Gesicht des Kellners und wohl auch im Kühlschrank der Gaststättenküche – leider seien auch die Salzkartoffeln aus, einen Salatteller gäbe es auch nicht mehr. Ich entschied mich nach reiflicher Überlegung gegen das Seelachsfilet mit Mayonnaisensalat (bitte was???) und für ein Bauernfrühstückchenchenchen. „Acht Schekel für die Erdknollen“ – verwundert hätte diese Rechnung nicht. Ich wünsche dem „Drei Schwäne“ das Beste und hoffe, dass die Betreiber in der Zukunft werben können: „Jetzt neu im Sortiment – Salzkartoffeln“.

Pappsatt ging es über die Landstraße nach Plauen ins mit 1.000 Zuschauern zu einem Sechzehntel gefüllte Vogtlandstadion. Nulldrei besaß die erste Möglichkeit, Fusters Schuss ging aber direkt in die Arme von Ebersbach (3.). Auch in der Folgezeit war die Babelsberger die bessere zweier träge agierender Mannschaften. Schön anzusehen war die erste halbe Stunde wahrlich nicht. Zimmer schickte Koc und dieser zwang Ebersbach zu einer Fußabwehr (32.). Der VFC war nur kurz über die bis dahin beste Chance des Spiels verunsichert, einen schönen Pass von Schindler nahm Girth mit der Brust an und schloss sehenswert per Seitfallzieher ab, Feber war chancenlos (38.).

Mit Becker für Mihm ging es in die zweiten 45 Minuten, der MDR-Ticker schrieb in Minute 52 „Die Gäste kamen bisher zu zwei harmlosen Ecken.“ Tja, wer Wind sät… doch bevor Sturm geerntet werden konnte, musste Prochnow auf der Linie klären. Doch dann Ecke für Nulldrei, ich klammerte mich an lepetit, Becker schlug das Leder in den Strafraum und Hebib köpfte freistehend ein (59.). Und weil’s so schön war, nahm ich lepetit bei der nächsten Becker-Ecke wieder in den Arm; lieber Trainer, nix zu danken, dafür sind wir ja da; es klappte wieder, diesmal war es Prochnow, der Ebersbach übertrumpfte (65.). Plauen war nun die nächsten Minuten völlig von der Rolle, Nulldrei verwaltete in der Folgezeit leider nur. Dies wäre eine Viertelstunde vor Abpfiff beinahe schief gegangen, Sajbidors Schuss aus acht Metern strich  am Gehäuse von Feber vorbei (74.). Dann kam die blöde Nachspielzeit, die Nulldreier bekamen das Leder nicht aus der Gefahrenzone, der eingewechselte Hager legte zum eingewechselten Sajbidor ab und der netzte ein (90.). Ausgleich, Abpfiff, zwei Punkte weg. Vor dem Spiel wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen, so war’s natürlich etwas doof. Trotzdem wurde auf dem Gästeparkplatz zu Vengaboys- Rhythmen gefeiert und ich grüße hiermit ganz lieb Christiane und Peter, welche unseren Bus noch mit Palmbräu versorgten, was für ein leckeres Gesöff.

 

Plauen: Ebersbach; Landgraf, Grossert, Thönelt, Lietz; Rupf, Schindler (62. Sajbidor); Knoll (85. Hager), Schubert, Wild; Girth (46. Wagner).

Babelsberg: Feber; Zimmer, Hebib, Rode (56. Druschky), Mihm (46. Becker); Prochnow, Sindik; Koc, Moral Fuster (85. von Piechowski), Schwarz; Albrecht.

Tore: 1:0 Girth (38.) 1:1 Hebib (59.) 1:2 Prochnow (65.) 2:2 Sajbidor (90. +1)

Gelb: Zimmer – Girth, Sajbidor

Zuschauer: 1.016

03er: ca 100