RL Nordost, 5. Spieltag: Babelsberg 03 vs. Germania Halberstadt 2:4 (0:0)

Zum ersten Abendspiel der Saison empfang der SV Babelsberg 03 unter Flutlicht einen Ligakonkurrenten aus dem Harz, den VfB Germania Halberstadt. Nach einer von Babelsberg dominierten ersten Halbzeit, in welcher die Blauweißen viele Torchancen mit einer Menge Pech vergaben, kamen die Halberstädter gestärkt und explosiv aus der Pause zurück, ähnlich den aus der selben Region stammenden Harzer Knallern.

Nach nur sieben Minuten fiel das erste Tor gegen unsere Mannschaft (52.). Nulldrei schaffte es aber prompt, eine Antwort zu liefern und glich aus (55.). Ein Freistoß von Sülo Koc fand seinen Abschluss durch Kopfballverlängerung von Severin Mihm direkt im Tor. Dennoch waren weiterhin große Lücken in den Babelsberger Reihen zu erkennen. So fiel in der 56. Minute der erneute Führungstreffer für unsere Gäste durch Malick Boulivard. Dieser Vorsprung wurde durch ein Traumtor per Fallrückzieher von Halberstadt noch erhöht (62.). Als in der 73. Minute der Anschlusstreffer für unseren Verein durch den eingewechselten Kai Druschky zum 3:2 fiel, kam auf den Tribünen noch einmal kurz Hoffnung auf. Diese wurden in der 87. Minute durch einen strittigen, aber versenkten Elfmeter der Halberstädter jedoch zerstört.

Schade. Aber den Jungs kann und möchte man es kaum verübeln. Man möchte sogar sagen, sie sind in Babelsberg angekommen und fühlen sich selbst als Nulldreier. Nach einer Woche Pause geht es am Sonntag, den 15.09., auswärts weiter gegen Union Berlin II.

 

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Ausführlicher Spielbericht

Knackpunkt Molly oder „Gelati Gelati – wenn der Eisverkäufer anrollt“

Wenn am Donnerstag Abend mit reichlich Bier und Prosecco gegrillt wird, kommt man auf die abstrusesten und am weitesten hergeholten Ideen: „Molly, willste morgen nicht mit ins Stadion kommen? Ich kümmer mich um die Karte und Getränke und in der Halbzeit kannste zu mir hoch auf den Technikturm kommen und ich zeige Dir, wie ich die Karlicharts abspiele“. Man, ich fühlte mich in diesem Moment so cool, gönnerhaft und stark und gar nicht mehr unbedeutend, dick und haupthaarlos vor meiner Freundin. Mit ihrer Reaktion hatte ich allerdings auch nicht gerechnet: „Joar, wieso eigentlich nicht? Ich kann ja die Karlicharts mit „Hallo, liebe Freunde der Beatmusik, heute für Sie im Repertoire…“ ankündigen und dann verschwinde ich wieder in die Nordkurve.“ Getrunken, getan: Pünktlich für meine Verhältnisse (18:35h), überpünktlich für ihre Verhältnisse (19:06h) betraten wir das Karli, welches mit knapp 2300 Zuschauern, darunter ca. 25 Zusehern aus Halwerstidde, wie wir plattdeutsch sprechenden Plattetragenden sagen dürfen, für einen Freitag Abend ordentlich gefüllt war.
Nulldrei, mit Feber für den gesperrten Gladrow, begann wie schon in den letzten Heimspielen enorm druckvoll, Halberstadt wartete ab. Rückkehrer Hebib hatte die erste Gelegenheit, sein Kopfball strich knapp über das Gebälk. Kurz darauf prüfte Albrecht Pascal Nagel; und der Germania-Torhüter stand auch gleich darauf wieder im Mittelpunkt des Geschehens, der Freistoß von Becker verfehlte aber knapp das Tor. Weiter nur die Babelsberger im Vorwärtsgang, nach Sindik-Pass verzog Koc nur knapp. In der 23. Minute dann die bis dahin größte Chance für die wilden Jungspunde vom Park, Schwarz ballert die Pille an die Latte. So verstrich Minute um Minute, Chance um Chance aber spätestens nach 43 Minuten hätte es 1:0 stehen müssen – nach Beckers Pass auf Albrecht schob dieser in Bedrängnis zu Koc, der das Tor nur äußerst knapp verfehlte. 0:0 zur Pause, keine Tore und keine Molly zu sehen. Mahala Rai Banda mit „Mahalageasca“ und Noir Desir mit „Le Vent Nous Portera“ anzukündigen, fielen wohl plötzlich ohne Billigschaumwein im Kopf etwas schwerer.
Wir springen in Minute 51: der Ex-96er, TeBe’er, Dortmunder, Aachener, 60er, Koblenzer, Oberhausener, Hachinger und aktuelle Halberstädter Wandervogel Krontiris netzte nach Bolivard-Pass zur Führung ein. Doch wie schon häufiger in Testspielen und Pflichtspielen beobachtet, mimte Mihm einen Mittelstürmer und Nulldrei kam durch unseren blonden Abwehrrecken zum Ausgleich (55.). Nach einem hineingestreichelten [sic! MDR] Koc-Freistoß hatte dieser den Kopf als Erster am Ball bzw. den Ball als Erster am Kopf und netzte rechts ein. Nun gut, ich hatte 3:1 getippt, es fehlten also nur noch zwei läppische Tore. Diese fielen auch relativ prompt, allerdings auf der Soll- statt Habenseite. Malick Bolivard, der Malick Bolivard, der in Babelsberg nicht glücklich wurde (die Gazetten schrieben „Die Freundin ruft – und Bolivard verlässt 03“) bekam den Ball kurz vor der eigenen Strafraumgrenze und lief los: es sind noch 65 Meter bis der gegnerischen Torauslinie, er lässt Albrecht stehen, es sind noch 30 Meter bis zur Torauslinie, er lässt sich von Zimmer nicht stören, es sind noch 15 Meter bis zur Torauslinie, Zimmer grätscht ins Leere, es sind noch 20 Zentimeter bis zur Torauslinie und Bolivard passt von links in den Strafraum – und das passt: Krontiris ist wieder zu Stelle und Feber hat keine Chance bei diesem schönen Kopfball nach ebenso wunderschöner Vorarbeit (60.). Wow…und Respekt. Wer nun dachte, das Kontingent an ansehnlichen Toren wäre aufgebraucht, der täuschte sich. Rico Steinhauer dachte sich in Minute 67. wahrscheinlich, so ein Tor des Monats liest sich bestimmt gut im Lebenslauf bei transfermarkt.de, mach ich das doch einfach mal. Er machte es großartig – nach einem Eckball von der rechten Seite ließ er unserem Ersatzkeeper mit seinem Fallrückzieher keine Möglichkeit zum reagieren. Genug der schönen Tore? Mitnichten! Der eingewechselte Druschky ballerte eine Flanke von Koc per Direktabnahme ins Netz der Gäste, das Tor eines gewissen Lothar M. von Bayern M. gegen, B. Leverkusen am 21.11.1992 erschien dagegen wie ein Witz, was ist denn hier los (78.)? 2:3 und noch mehr als zehn Minuten zu spielen. Babelsberg versuchte, Babelsberg ackerte, Babelsberg flankte…Babelsberg foulte – leider in der letzten Minute im eigenen Strafraum. Den fälligen Strafstroß versenkte Schubert unhaltbar für den an allen Toren unschuldigen Feber im Netz (90.).

Und was hat der Spielberichtstitel mit dem soeben gelesenen zu tun? Nichts. Wirklich nichts. Der Herbst hat meteorologisch heute (1.9.) begonnen und auch für Nulldrei ist nach etlichen Spieltagen in der Sommerlaune der graue Herbstalltag „Regionalliga“ Wirklichkeit geworden. Hoffentlich zeigt sich die Sonne am 15. September gegen die Reserve der Unioner wieder für die jungen Wildspunde in blau und weiß. Allez les bleus.

… und der Eisverkäufer rollt im nächsten Frühling wieder vor, versprochen.

P.S.: Hätte Molly die Karli-Charts angesagt, hätten wir gewonnen…DANKE SCHATZ.

Aufstellung Nulldrei: Feber -Zimmer, Hebib, Prochnow, Mihm, Blazynski (83. Schmidt), Sindik (69. Druschky), Koc, Becker, Schwarz (76. Rode), Albrecht
Aufstellung Halberstadt: P. Nagel – Georgi (83. Neef), Mörck, Steinhauer, Schulze, Schubert, Wersig, J. Nagel, Krontiris, Bolivard (63. Djan-Okai), Büchler (73.Seitz)
Tore: 0:1 Krontiris (51.) 1:1 Mihm (55.) 1:2 Krontiris (60.) 1:3 Steinhauer (67.) 2:3 Druschky (78.) 2:4 Schubert (90., Elfmeter)
Gelbe Karten: Blazynski, Koc – Schulze, J. Nagel, Büchler
Zuschauer: 2297