Babelsberg 03 trauert um Rainer Geserich

Rainer Geserich im Trikot des SC Potsdam

Rainer Geserich wurde am 08. November 1942 geboren und stammte aus dem heutigen Werderaner Ortsteil Töplitz. Bei der dortigen Sportgemeinschaft Alt Töplitz begann er als 13jähriger mit dem Fußballspiel und kam ob des früh erkannten Talents zur Nachwuchsabteilung der BSG Rotation Babelsberg. Hier entwickelte sich der schnelle und technisch starke Außenstürmer derart positiv, dass er für insgesamt sechs Länderspiele für die DFV-Junioren-Auswahl berufen wurde. Er erzielte dabei zwei Tore.

Als 1961 auf staatliche Initiative die erste Mannschaft der BSG Rotation zum SC Potsdam „delegiert“ wurde, kam der erst 18jährige Rainer Geserich unmittelbar in den Kader der ersten Mannschaft des SC. Mit seinen Mannschaftskollegen Dietrich Wendorff, Gerhard Rössel, Harald Betge, Manfred Pillau, Hans Pollaene, Friedjoff Jacob, Werner Pooch, Heinz Dressler, Klaus Benkert, Siegfried Aldermann, Erhard Kochale, Edgar Borowitz u.a. ging Rainer Geserich unter Trainer Hans Schöne die DDR-Liga-Saison 1961/62 an. Sie umfasste insgesamt 39 Meisterschaftsspiele, da der DFV in dieser Übergangsspielzeit vom Kalenderspieljahr auf die Herbst/Frühjahr-Saison umstellte. Sein Premieren-Punktspiel für den SC Potsdam absolvierte der meist auf Linksaußen aufgebotene Angreifer am 23. April 1961 zu Hause gegen Dynamo Eisleben (1:0). Insgesamt kam Rainer Geserich in 31 Meisterschaftspartien zum Einsatz, schoss dabei neun Tore und hatte damit einen wichtigen Anteil an Platz 4 der Meisterschaft.

SC Potsdam 1961

SC Potsdam 1961: Küster (Betreuer), Schöne (Trainer), Pillau, Wendorff, Pollaene, Lamprecht, Kochale, Benkert, Konrad, Geserich, Müller, Pooch, Jacob, Dressler, Aldermann (nicht auf dem Foto: u.a. Kahlert, Rössel, Borowitz, Albrecht, Betge)

Das Talent des jungen Angreifers blieb durch seine Junioren-Auswahleinsätze nicht verborgen. Hinzu kam vielleicht auch der klare 5:1 DDR-Liga-Sieg am 25. März 1962 auf dem Karl-Liebknecht-Sportplatz über den SC Dynamo Hohenschönhausen, eine Filiale des Oberligisten SC Dynamo Berlin, bei der Geserich auffällig agierte und neben Klaus Benkert, Erhard Kochale (2) und Edgar Borowitz einen Treffer beisteuerte. Und so verließ Rainer Geserich im Sommer 1962 Babelsberg und wechselte in die Hauptstadt der DDR zum SC Dynamo Berlin.

Auf Anhieb setzte er sich in der Oberliga durch und absolvierte alle 26 Meisterschaftsspiele der Spielzeit 1962/63. Dabei gelangen ihm fünf Treffer. Sein erstes Oberliga-Spiel bestritt er am 19. August 1962 vor 7.000 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion gegen Lokomotive Leipzig. Sein erstes Oberliga-Tor gelang Rainer Geserich am 4. Spieltag am 02. September 1962 gegen den SC Motor Karl-Marx-Stadt. Am 25. März 1963 gewann er mit einer Berliner Stadtauswahl im damaligen Walter-Ulbricht-Stadion, dem späteren Stadion der Weltjugend, vor 60.000 Zuschauern gegen den englischen Überraschungsmeister von 1962, Ipswich Town, um Mannschaftskapitän und Mittelstürmer Raymond Crawford mit 2:1.

Auch in den folgenden beiden Spielzeiten gehörte Rainer Geserich zum Oberliga-Stamm des SC Dynamo. 1964 stand er im Kader der DFV-Olympia-Auswahl, ehe ihn ab 1965 Verletzungen aus dem Rhythmus brachten und er in der Folge vorrangig bei der Berliner Reserve eingesetzt wurde. Nach dem Abstieg des 1966 zum BFC Dynamo umfirmierten Sportclubs in die DDR-Liga trug Rainer Geserich in der Spielzeit 1967/68 zum unmittelbaren Wiederaufstieg bei. Ihm gelangen fünf Tore bei 28 von 30 möglichen Einsätzen.

Statt sich wieder in der Oberliga festzuspielen, verletzte sich Rainer Geserich jedoch erneut und wurde 1969 mit anderen BFC-Fußballern nach Frankfurt/Oder versetzt. Sie sollten die dortige SG Dynamo Frankfurt/Oder in die DDR-Liga schießen, was mit Geserich als Kapitän auch gelang. Dem widerwilligen Wechsel an die Oder folgte eine erneute Versetzung, diesmal an die Spree nach Fürstenwalde. Nach zwei weiteren Zweitliga-Spielzeiten wechselte Rainer Geserich aus Fürstenwalde zurück nach Babelsberg.

Für die BSG Motor kam er in der Saison 1973/74 verletzungsbedingt nur noch auf vier DDR-Liga-Spiele. Trainer Heinz „Schupo“ Tietz hatte nach dem 2:0 Auftaktsieg Motors gegen Vorwärts Frankfurt II gegenüber der Fußball-Woche am 28. August 1973 die Rückkehr Rainer Geserichs noch als Erfolgsfaktor benannt. Doch bereits am vierten Spieltag absolvierte er sein letztes Meisterschaftspunktspiel. Vor 1.800 Zuschauern im Potsdamer Ernst-Thälmann-Stadion unterlag Motor gegen Vorwärts Cottbus 0:1. Folgende Motor-Kicker standen beim letzten Spiel Geserichs am 22. September 1973 in der Startaufstellung: Otto Hoppe – Joachim Ningler – Klaus Buchheiser, Manfred Telleis, Manfred Rautenberg – Rainer Geserich, Axel Geiß, Wolfram Thomalla – Siegfried Kuhlbrodt, Edgar Borowitz, Wolfgang Hänsel.

Die vielfachen und schweren Verletzungen, die sich Rainer Geserich bereits vor seiner Rückkehr nach Babelsberg zugezogen hatte, zwangen ihn im Alter von 31 Jahren zur Beendigung seiner aktiven Laufbahn. Auch wenn Rainer Geserich nicht übermäßig viele Spiele für Motor Babelsberg und seine Vorgänger-Vereine absolvierte, gehörte er zu den herausragenden Fußballern mit Babelsberger Geschichte in den 1960er Jahren und war auch später geachtetes und geschätztes Mitglied der Babelsberger Fußball-Familie.

Rainer Geserich lebte zuletzt in seinem Heimatort Töplitz und verstarb nach längerer Krankheit am 20. Juli 2020. Unser Beileid gilt seiner Familie und seinen Freunden. Wir werden sein Andenken in Ehren bewahren.